13

Die Polka schien kein Ende zu nehmen. Kaum steuerte die Melodie auf einen schwungvollen Höhepunkt zu, begann eine neue, und die Musiker steigerten sich in einen so schwungvollen Rhythmus hinein, dass sie es nur mühsam schaffte, auf den Beinen zu bleiben. Sie wurde von einem Tänzer zum nächsten gereicht, schreckte jedes Mal zusammen, wenn die Männer ihre Schritte mit lauten Jubelschreien begleiteten, und landete mit den letzten Takten in den Armen des Bräutigams, der vor Begeisterung strahlte und jauchzte und in seinem seltsamen Dialekt lauthals prahlte: »Ob Sie’s glauben oder nicht, Ma’am, ich bin der glücklichste Mann auf der Welt! Oder haben Sie schon mal eine so schöne Braut gesehen?« Er strahlte seine junge Frau an, die in den Armen seines Bruders an ihm vorbeiwirbelte. »Dabei ist sie Engländerin, und ich hab noch nie gehört, dass ein Ire und eine Engländerin geheiratet haben.«

In einer der seltenen Tanzpausen saß Clarissa am Tisch des Brautpaares. Sie erfuhr, dass der Bräutigam aus dem irischen Viertel von San Francisco stammte und Luther Kinkaid hieß, und seine Frau am liebsten Dolly gerufen wurde, obwohl sie eigentlich Dorothy oder Margaret hieß. Beide waren ungefähr fünf Jahre jünger als sie, er ein kräftiger Bursche mit starken Armen und riesengroßen Händen, der jahrelang im Hafen gearbeitet hatte, sie eine starke Frau mit aufgesteckten blonden Haaren und großen blauen Augen, die als Küchenhilfe in einem Restaurant angestellt gewesen und ebenfalls nicht auf den Mund gefallen war. »Ich habe lange überlegt, ob ich ihn nehmen soll«, sagte sie, »mit den Iren ist das nämlich so eine Sache: Die arbeiten sechs Tage wie die Wahnsinnigen, schaffen es am Sonntag mühsam in die Kirche und lassen sich anschließend mit Whisky volllaufen.« Ihr Lachen war so ansteckend, dass alle mitlachten. »Wie soll man da eine Familie gründen?«

»Dafür hab ich schon noch Zeit«, erwiderte der Bräutigam fröhlich.

Obwohl es noch nicht einmal Mittag war, floss das Bier in Strömen, und auch Clarissa musste mit einem vollen Krug anstoßen. Sie zwang sich zu einem kleinen Schluck von dem bitteren Dünnbier, das der Bräutigam in Fort Wrangel aufgetrieben und an Bord gebracht hatte, und spülte rasch mit heißem Tee nach, allerdings war auch der viel zu bitter und erst mit mehreren Löffeln Zucker genießbar. Dankbar griff sie nach einem der leckeren Sandwiches, das ihr einer der anderen Hochzeitsgäste reichte.

»Eigentlich bräuchten wir gar nicht mehr nach Gold zu suchen«, sagte Luther nach einem kräftigen Schluck Bier, »ich hab ja meinen Nugget schon gefunden!« Er blickte seine Braut an. »Und was für einen wertvollen Nugget!«

Dolly legte einen Arm um seine Schultern. »Und jetzt suchen wir nach einer Goldmine, die uns so reich macht, dass wir nie wieder arbeiten müssen, das haben wir uns redlich verdient.« Sie schien es ernst zu meinen, obwohl weder sie noch ihr Bräutigam zu dem Typ gehörten, der sich durch unerwarteten Reichtum vom Arbeiten abbringen ließ. »Wir kommen beide aus armen Familien, wissen Sie? Unsere Großeltern flohen vor der Kartoffelfäule nach Amerika und lebten in New York, eine schlimme Zeit, hab ich mir sagen lassen, und meine Eltern waren beim Bau der Union Pacific dabei, mein Vater als Schwellenleger und meine Mutter als Wäscherin. Bei Luthers Eltern war es nicht viel anders. Wir sollten es mal besser haben, aber wenn du aus Irland kommst, hast du auch in Amerika wenig Chancen. Luther hat sein Leben lang für die Eisenbahn geschuftet, Schwellen gelegt und so, obwohl er mehr kann, und ich hab Wäsche gewaschen und Teller gespült. Aber damit ist jetzt Schluss, stimmt’s, Luther?« Sie blickte ihren Mann an.

»Darauf kannst du wetten, mein Schatz!«

Dolly redete gern und viel. »Luther ist ein schlauer Bursche, müssen Sie wissen. Für einen Iren, meine ich.« Sie wich seinem spielerischen Knuff aus. »Er weiß, dass die Nuggets auch am Klondike nicht wie Kieselsteine in den Bächen rumliegen, und man nur genug Gold aus der Erde holen kann, wenn man die richtige Ausrüstung besitzt. Und die ist teuer.« Sie senkte ihre Stimme zu einem Flüstern. »Ihnen kann ich’s ja sagen … Wir haben ein paar hundert Dollar dabei, unsere ganzen Ersparnisse, dafür kaufen wir die beste Ausrüstung, die man in Skaguay bekommen kann, und ich wette, dafür können wir uns auch einen oder zwei Indianer leisten, die uns beim Tragen helfen.«

An dem begeisterten Funkeln in den Augen der jungen Frau erkannte Clarissa Dollys Entschlossenheit, in Alaska ihr Glück zu machen. Nicht ihr Mann, sondern sie war die treibende Kraft, die ihnen in dem fernen Land zu einem neuen Start verhelfen sollte. Mit der Hochzeit hatte sie den Anfang gemacht. Wer als Engländerin einen Iren heiratete, musste einiges ertragen können, so erzählte man es sich auch bei den Fischern in Vancouver, und wer die Ringe auf einem Schiff mit über zweihundert Goldsuchern und Glücksrittern aus aller Herren Länder tauschte, musste so stark sein, dass ihm selbst im wilden Alaska alles zuzutrauen war.

Wie oft hatte Clarissa von Männern gehört, die voller Hoffnung und Zuversicht in die Wildnis gezogen waren, um dort ihr Glück zu machen, und schon nach wenigen Tagen oder Wochen gescheitert waren. Auch sie hatte teures Lehrgeld bezahlt und es nur Alex zu verdanken, dass sie in der Wildnis nicht gescheitert war. Luther und Dolly waren anscheinend gut vorbereitet und machten nicht den Eindruck, als würden sie sich auf ihrem Weg von irgendetwas aufhalten lassen.

Dolly betrachtete ihren Ehering, einen einfachen Stein, der selbst im trüben Licht des Zwischendecks wie ein Diamant glitzerte, und lächelte versonnen. »Nur wer alles wagt, kann auch alles gewinnen«, sagte Dolly. »Ein Spruch meines Großvaters. Ohne ihn wäre meine Großmutter bestimmt nicht nach Amerika ausgewandert. Was das bedeutet hätte, steht in den Briefen, die meine Großeltern aus Irland bekamen. Die Leute starben wie die Fliegen.«

»Amen«, kommentierte der spindeldürre Pastor, der Dolly und Luther getraut hatte, ihre Antwort. Er erhob den Zeigefinger. »Doch selbst wenn wir zu einem hohen Einsatz gezwungen sind, sollten wir noch ein paar Dollar für den Allmächtigen übrig haben.« Er ließ nicht erkennen, ob er Dolly länger zugehört hatte, und ihr Erspartes meinte, oder sie nur daran erinnern wollte, bei allem, was sie tat, nicht Gott zu vergessen. »Dürfte ich Sie zum Tanz bitten?«

Der Pastor, zu dem Clarissa in Vancouver in die Kirche gegangen war, hatte nie getanzt, nicht mal bei einer Hochzeit, und sie fand es eher komisch, wie der Mann, dessen Namen sie nicht kannte, in seinem langen Talar über die Tanzfläche hüpfte. Sie nützte die Unterbrechung, um sich vom Zwischendeck zu stehlen und auf das Saloondeck zurückzukehren, wo es etwas ruhiger und gesitteter zuging. Der wahre Grund, den sie sich selbst gegenüber nicht eingestehen wollte, war jedoch, dass sie es unpassend fand, sich auf der Hochzeitsparty eines fremden Paares zu amüsieren, während sie ihr eigenes Fest vorzeitig verlassen hatte, und ihr Ehemann noch immer nicht bei ihr war.

Sie trat an die Reling und blickte in den Dunst, der über den nahen Inseln hing. Noch immer trieb der Wind leichten Nieselregen über das Meer, und über der felsigen, mit knorrigen Zedern bewachsenen Steilküste hingen feuchte Dunstschwaden. Kein Wetter, um sich an Deck zu erholen, schon gar nicht für eine Dame, die lediglich einen leichten Mantel über ihrem Rock und ihrer Bluse trug, doch Clarissa wollte nach dem Trubel auf dem Zwischendeck allein sein und Alex allein durch die Kraft ihrer Gedanken wissen lassen, dass sie ihn nicht vergessen hatte. Wenn sie dem Schamanen, den sie in einem entlegenen Indianerdorf im kanadischen Busch getroffen hatte, glauben konnte, trug der Wind einem geliebten Menschen eine Botschaft zu, wenn man nur fest daran glaubte und sich mit allen Sinnen darauf konzentrierte.

Sie schloss die Augen und blickte so angestrengt in den trüben Dunst, dass Tränen über ihre Wangen rannen. »Alex«, flüsterte sie, »lass mich nicht zu lange warten! Skaguay scheint noch rauer zu sein, als wir angenommen haben. Schon hier an Bord denken alle Menschen nur daran, wie sie so schnell wie möglich reich werden können. Ich hab nichts gegen Gold, und ich weiß, dass du genauso wie ich denkst, aber wenn Skaguay wirklich so schlimm ist, wie alle sagen, sollten wir uns so schnell wie möglich aus dem Staub machen.« Sie öffnete die Augen und setzte mit einem Anflug von Wut hinzu: »Also krieg deinen hübschen Hintern hoch, und setz dich endlich in Bewegung, oder willst du dich ewig vor mir verstecken? Ich brauche dich, Alex!«

Sie erreichten Sitka am späten Nachmittag und bekamen die Stadt kaum zu Gesicht. Dichte Nebelschwaden hingen wie verirrte Wolken über der Küste, und nur der Zwiebelturm der russischen Kirche und einige wenige Holzhäuser ragten daraus hervor. Die Küstenberge, bei schönem Wetter eine eindrucksvolle Kulisse, wie Clarissa später erfuhr, blieben ihr verborgen. Die S.S. California blieb gerade so lange, um zwei Passagiere, raue Burschen, die wie Fallensteller gekleidet waren, und einige Fracht aufzunehmen und fuhr nach Juneau weiter, wo sie länger blieb. Dort war das Wetter aber so schlecht, dass keiner der Passagiere daran dachte, an Land zu gehen. Alle wollten so schnell wie möglich nach Skaguay, und einer der ungeduldigen Goldsucher sprach für alle, als er rief: »Worauf warten Sie, Captain? Bringen Sie uns endlich nach Skaguay, oder sollen wir den ganzen Sommer auf See verbringen?«

Selbst Ralston ließ sich von der allgemeinen Unruhe anstecken, obwohl er nur zu den Mahlzeiten seine Kabine verließ, und spielte nervös mit seinen Spielkarten, während einige Hafenarbeiter schwere Kisten und Säcke an Bord wuchteten. Als er ein Pik-Ass zog, stöhnte er leise, die Karte brachte angeblich Unglück, und er atmete erst wieder auf, als der Steward ihm einen doppelten Brandy gebracht hatte, und er nach einem kräftigen Schluck das wesentlich sympathischere Herz-Ass auf den Tisch legte. »Ich hoffe, Sie haben in Skaguay ebenso gute Karten«, sagte sie mit einem Blick auf das Herz-Ass. »Ich hab mir sagen lassen, Soapy Smith beschäftigt einige der raffiniertesten Falschspieler des Hohen Nordens. Sind Sie sicher, dass Sie nach Skaguay wollen?«

Das Herz-Ass verlieh dem Spieler neue Zuversicht und ließ ihn seine Lippen zu einem zufriedenen Lächeln bewegen. »Nach Skaguay und weiter nach Dawson City«, antwortete er, »und ich kann ja nicht immer so ein Pech haben wie in Seattle und San Francisco. Das Pik-Ass war ein Ausrutscher, ist mir unglücklich aus der Hand gerutscht, eigentlich hatte ich schon beim ersten Mal das Herz-Ass in der Hand. Ich stehe am Beginn einer langen Glückssträhne, Ma’am, und nicht einmal dieser Soapy Smith kann mich daran hindern.«

»Ich würde es Ihnen wünschen, Sam. Sie haben sich mir gegenüber wie ein Gentleman benommen, und das kann ich nicht von allen Männern sagen.«

Er mischte das Herz-Ass unter die restlichen Karten, mischte erneut und zog eine Herz-Dame. Sein Lächeln verstärkte sich. »Beim Pokern lernt man, seine Gefühle zu beherrschen. Aber wie gesagt, falls es Ihrem Fallensteller jemals einfallen sollte, Sie im Stich zu lassen, was ich Ihnen keinesfalls wünsche, wäre ich natürlich gern bereit, seine Rolle einzunehmen.« Er ließ die Karten von einer Hand in die andere flattern und zog eine Pik-Dame. Diesmal quittierte er seine bescheidene Wahl lediglich mit einem schiefen Lächeln.

Spät am nächsten Morgen fuhr die S.S. California in den schmalen Lynn Channel und nahm Kurs auf Skaguay. Zu beiden Seiten des Schiffes waren die zerklüfteten Inseln so nahe, dass man die überhängenden Äste der Zedern beinahe mit den Händen berühren konnte. Noch immer hingen dichte Nebelschwaden über dem Wasser und machten es dem Kapitän schwer, den sichersten Kurs zu finden. Das dumpfe Tuten des Nebelhorns zerteilte den Dunst.

In Erwartung der baldigen Ankunft waren fast alle Passagiere an Deck gekommen und blickten hoffnungsvoll nach Nordosten. Die meisten Männer hatten bereits ihr Gepäck dabei, um möglichst schnell an Land und auf die Goldfelder zu kommen, nicht ahnend, dass der schwerste Teil der Reise noch vor ihnen lag. Clarissa lehnte auf dem Saloondeck an der Reling und blickte verwundert auf die Goldgräber und Glücksritter hinab, erkannte das Brautpaar in der Menge und winkte ihnen zu. Beide trugen leichte Rucksäcke auf ihren Schultern. Sie hatten wohl nur das Nötigste mitgenommen und wollten ihre Vorräte in Skaguay ergänzen. Dort verlangten die Händler sicher höhere Preise, dafür wussten sie aber sicher auch, was man wirklich für die lange Reise brauchte.

Ihr Blick wanderte über die wartenden Passagiere und blieb an den beiden bärtigen Burschen hängen, die in Sitka an Bord gekommen waren. Sie hatten überhaupt kein Gepäck dabei, sondern hielten lediglich ihre Gewehre in den Händen, als wären sie nur an Bord gekommen, um die anderen Passagiere zu bewachen. Sie machten sich nicht viel aus der Umgebung, sie schienen sie bereits zu kennen und lehnten mit dem Rücken an der Reling. Sie waren wohl mehr an den Männern interessiert, die in Skaguay von Bord gingen. Fast hatte es den Eindruck, als würden sie jeden Einzelnen neugierig mustern.

Seltsamerweise stand der Pastor, der Luther und Dolly getraut hatte, direkt neben ihnen und unterhielt sich mit ihnen. Er kannte die Männer anscheinend, es wirkte sogar, als wäre er näher mit ihnen bekannt. Wenn sie es recht überlegte, sah er auch nicht wie ein Prediger aus, eher wie ein ungehobelter Bursche, der sich als Pastor verkleidet hatte.

»Reverend Ike«, erklang eine vertraute Stimme neben ihr. Sie blickte nach rechts und erkannte Fitz, den alten Goldsucher. »Wenn der Pastor ist, verspeise ich einen Grizzly mit Haut und Haaren. Angeblich soll er ein paar Jahre in Colorado gepredigt haben, bevor er nach Skaguay ging. Wenn Sie mich fragen, gehört er zu Soapy Smith’ Leuten, so wie die beiden Burschen da unten.« Er deutete mit dem Kopf auf die bärtigen Männer, die bei dem Reverend standen. »Sie glauben gar nicht, wie viele Leute für Soapy Smith arbeiten.«

Clarissa blickte ihn erstaunt an. »Aber wenn er kein richtiger Reverend ist, hätte er Luther und Dolly doch gar nicht trauen dürfen! Dann ist die Hochzeit ungültig, und die beiden leben ihr ganzes Leben in Sünde.« Sie suchte das Brautpaar in der Menge, konnte es aber nicht mehr entdecken und machte Anstalten, ein Deck tiefer zu steigen. »Ich muss es ihnen sofort sagen. Sie müssen die Hochzeit in Skaguay wiederholen. Ohne einen richtigen Pastor …«

»Nicht nötig, Ma’am.« Der Goldsucher winkte ab. »Das Dokument, das der Pastor unterschrieben hat, ist bestimmt echt. Soapy Smith hat überall seine Verbindungen, und es würde mich nicht wundern, wenn auch der Präsident auf seiner Lohnliste stehen würde. Und wen stört es hier oben schon, wenn die Unterschrift von einem falschen Pastor kommt? Niemand kann ihm das Gegenteil beweisen, und niemand würde wagen, gegen ihn auszusagen.«

»So mächtig ist dieser Soapy Smith?«

Der Goldsucher nickte nachdenklich. »Aber der Tag wird kommen, an dem auch er für seine Missetaten bezahlen muss. So dreist wie er geht man nicht ungestraft gegen die Leute vor. Wenn ich ein Spieler wäre, würde ich eine große Summe darauf setzen, dass er noch dieses, spätestens aber nächstes Jahr an einer Kugel stirbt oder am Ende eines Stricks sein Leben aushaucht. Auch Jesse James war angeblich unsterblich, und wo ist er jetzt?«

Mit einem lauten Tuten der Dampfpfeife kündigte der Kapitän die baldige Ankunft in Skaguay an. Die Passagiere drängten noch dichter an die Reling und starrten ungeduldig in den Nebel, bis er sich plötzlich vor ihnen zu teilen schien und das Ziel ihrer Reise vor ihnen auftauchte. Die Stadt lag am Ufer einer halbmondförmigen Bucht, umgeben von verschneiten Bergen, deren Gipfel in den Nebelschwaden verborgen lagen. Kühler Wind wehte ihnen über das Wasser entgegen und ließ die Fahnen an den hohen Masten knattern.

Die S.S. California ging in respektvoller Entfernung von der Stadt vor Anker und kündigte mit einem mehrfachen Tuten ihre Ankunft an. Laute Befehle schallten über das Schiff. Matrosen hasteten über die Decks und postierten sich an den Luken. Mit rasselnder Kette sauste der Anker in die Tiefe.

Die Passagiere, die erwartet hatten, gleich an Land gehen zu dürfen, murrten ungeduldig, und die Matrosen informierten sie darüber, dass das Wasser zu flach für ein großes Dampfschiff wie die S.S. California war, um direkt an dem langen Pier anzulegen. Sie brauchten allerdings nicht lange zu warten. Schon beim ersten Tuten hatten die ersten Boote abgelegt, um die Passagiere und die sehnsüchtige Fracht abzuholen. »Willkommen in Skaguay! Willkommen in Skaguay!«, riefen die Männer schon von Weitem und meinten damit wohl eher das Geld, das die Passagiere in die Stadt bringen würden.

»Passen Sie gut auf sich auf!«, wünschte ihr Fitz. Der alte Goldsucher hatte sich eine Pfeife angesteckt und schien es überhaupt nicht eilig zu haben. »Und sehen Sie zu, dass Ihr Mann bald nachkommt. Wie gesagt, diese Stadt ist nichts für Frauen, selbst dann nicht, wenn sie so furchtlos sind wie Sie!«

Clarissa schüttelte seine Hand. »Danke für den guten Rat. Ich bin sicher, Alex kommt mit dem nächsten Schiff. Länger als ein paar Tage lässt er mich sicher nicht allein.« Sie lächelte. »Das würde ihm auch nicht gut bekommen.«

»Davon bin ich überzeugt, Ma’am. Leben Sie wohl!«

Der Goldsucher ging zum Niedergang und stieg zum Zwischendeck hinab, und sie kehrte in ihre Kabine zurück, um ihr Gepäck zu holen. Bevor sie mit Sam Ralston in eines der Boote stieg und sich an Land bringen ließ, überreichte sie dem Kapitän den Brief, den sie an Alex geschrieben und an Mary Redfeather adressiert hatte, und bat ihn, das Schreiben auf der Rückfahrt in Port Essington abzugeben. »Eine wichtige Nachricht für eine gute Bekannte.«

»Dann wollen wir die Dame nicht warten lassen«, versprach der Kapitän freundlich und steckte den Brief in seine Jackentasche. »Es war mir ein Vergnügen, Ma’am. Ich würde mich freuen, Sie und Ihren Gatten bald wieder an Bord begrüßen zu können. Vielleicht mit einer Reisetasche voll Gold?«

»Vielleicht«, antwortete sie und kehrte zu Sam Ralston zurück.